Ursachen / Auslöser funktioneller, psychosomatischer Störungen

Seelische und psychosoziale Auslöser für körperliche Krankheit

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Vier konfliktträchtige seelische Themenbereiche – angelehnt an Fritz Riemanns Charakterkunde, dargelegt in seinem Buch „Grundformen der Angst“ (Quelle 5) – halte ich für wesentlich bei der Entstehung funktioneller Störungen und psychosomatischer Erkrankungen.

Durch sie werden Wirkmechanismen und systemische Zusammenhänge besser nachvollziehbar, wie seelischer Stress durch gelebte Einseitigkeit und Unausgewogenheit entsteht und auf den gesamten Menschen und seinen Körper unförderlich einwirkt. Ressourcen stärkend lassen sich jedoch auch Empfehlungen für die persönliche Entwicklung geben, wie starke Ungleichgewichte wieder ausgeglichen werden können.

Zentral erzeugt eine zu starke Einseitigkeit im Ausleben bestimmter seelischer Qualitäten ein Missverhältnis zu anderen (ausgleichenden) seelischen Eigenschaften unseres Grundcharakters. So entwickelt sich mit der Zeit – durch die Triebfeder der Grundangst – ein inneres Ungleichgewicht, welches negativen Stress erzeugend auf den gesamten Menschen einwirkt.


Fixierung auf Körperlich-Materielles drängt Seelisch-Geistiges in den Wahrnehmungs-Hintergrund

Je nach Konstitution, genetischen Schwachstellen, Grundcharakter und Welt- und Glaubensbild des Betroffenen zeigt sich dieser Stress dann mehr auf der psychischen – emotionalen und/oder mentalen Ebene – oder mehr auf der körperlich-organischen Ebene. Wer tendenziell seinen Wahrnehmungs-Schwerpunkt eher im Rationalen, Sachlichen und Materiell-Greifbaren hat, neigt mehr zur (unbewussten) Verlagerung von inneren Konflikten auf die körperliche Ebene der Empfindung. Die emotionale, psychische, seelische Ebene wird dabei verstärkt in den Hintergrund verdrängt oder gar gänzlich unterdrückt (= aus der Wahrnehmung verdrängt). Somit geht die Verbindung zu dieser (nicht rational greifbaren) Ebene immer mehr verloren. Dies liegt außerdem voll im zeitgeistigen Trend unserer immer mehr durchrationalisierten, kontrollorientierten, technikfixierten, naturwissenschaftlich geprägten Gesellschaft.

Der distanzierte Typ

Charakterschwerpunkt: ICH! Wahrnehmungszentrum: Verstand / Intellekt. Grundängste: Angst vor emotionaler Nähe und Verlust der Eigenständigkeit (als Selbstaufgabe und Ich-Auslöschung erlebt). Angst vor Vernichtung der eigenen Existenz. Angst vor der Öffnung zum Du, Angst vor Selbsthingabe.

Überbetonung der Individualität (des Ichs, des Egos) sowie ein mögliches latentes Bedrohungsgefühl führen zu übermäßiger sozialer Abgrenzung, zu auf den eigenen Vorteil emotionslos und strategisch-rational ausgerichtetem Denken, zu Besserwisserei, zu Selbstüberhebung sowie zu gefühlsmäßiger Distanz, zu Vereinzelung und Schrulligkeit. Darüber zum Verlust von emotionaler Wärme, Verständnis, Verbundenheit, Geborgenheit bis zur Vereinsamung, zu sachlich-rationaler Härte und Gefühlskälte. Zum sozialen Kontaktverlust, zum Verlust von bestehenden Familienstrukturen…

Fritz Riemann nennt ihn als Psychiater den „schizoiden Typ“, ausgehend vom extremen psychopathologischen Zustand einer paranoiden, schizoiden oder schizotypischen Persönlichkeitsstörung bzw. Schizophrenie (Die kalte Ratio ist vom Mit-Gefühl, vom Herzen abgeschnitten).

Der hingebungsvolle Typ

Charakterschwerpunkt: DU! Wahrnehmungszentrum: Herz / Gefühl. Grundängste: Angst vor Alleinsein und Distanz (als Verlust der Geborgenheit und Isolation erlebt). Angst vor endgültiger Trennung von anderen. Angst vor Selbstwerdung / Selbstbestimmung / Ich-Werdung.

Übermäßige Anpassungsbereitschaft (an das Du), übertriebenes Verständnis für andere, Missachtung der eigenen Grenzen bis zum Helfersyndrom (selbstlos wirken, aber sich selbst vernachlässigen: Häufiges Thema ist unterentwickelte Selbstliebe). Dies zeigt sich in der Verdrängung und Unterdrückung eigener Bedürfnisse und Werte, führt in die Abhängigkeit anderer, zu Harmoniesucht und Konfliktunfähigkeit, zum Verlust an Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.

Fritz Riemann nennt ihn als Psychiater den „depressiven Typ“, ausgehend vom extremen psychopathologischen Zustand einer abhängigen Persönlichkeitsstörung (Trennungsängste, klammerndes Verhalten) oder einer klinischen Depression (Die rationale Selbstbehauptungskraft liegt darnieder und es dominiert dauerhafte Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Apathie mit Suizidneigung…)

Der beherrschte Typ

Charakterschwerpunkt: ORDNUNG! Wahrnehmungszentrum: Verstand und Empfindung. Grundängste: Angst vor Veränderung, vor Wandlung des Bestehenden und Vergänglichkeit. Angst vor Verlust von Sicherheit. Angst vor Neuem, Unbekannten. Angst vor Regellosigkeit, Strukturverlust, Unordnung, Kreativität, Chaos und Anarchie.

Perfektionismus, übertriebene Gewissenhaftigkeit und Pflichtbewusstsein, Inflexibilität und Starre im Denken und Handeln bis zur Zwanghaftigkeit. Dies führt zu überzogener Detailbesessenheit, Regelhörigkeit, absicherndem Kontrollfetischismus, Ernsthaftigkeit, nüchternem Realismus und Humorlosigkeit. Weiter zum Verlust der Fähigkeit, spontan, beweglich und flexibel auf Veränderungen reagieren zu können sowie das Leben kreativ und begeisterungsfähig anzugehen und den Augenblick lustvoll genießen zu können.

Fritz Riemann nennt ihn als Psychiater den „zwanghaften Typ“, ausgehend vom extremen psychopathologischen Zustand einer Zwangserkrankung bzw. einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung (Ein mehr oder weniger großer Teil der Lebenszeit verbraucht sich in perfektionistischen, zwanghaften Gedanken und Handlungen wie Kontrollzwänge, Waschzwänge…)

Der lebhafte Typ

Charakterschwerpunkt: FREIHEIT! Wahrnehmungszentrum: Bauch-„Gefühl“ / Intuition. Grundängste: Angst vor Festlegung (auf reale Notwendigkeiten / Regeln), Angst vor Endgültigkeit. Angst vor einengender Ordnung, die Lebendigkeit beschränkenden Regeln und Verlust der Ungebundenheit, der Freiheit. Angst vor Inflexibilität und Erstarrung.

Grenzenlosigkeit, Sprunghaftigkeit, Ablenkbarkeit, Oberflächlichkeit, theatralisches Geltungsbedürfnis, übertriebene Lustorientierung (Hedonismus), unrealistischer Idealismus und ein falsch verstandener Freiheitsgedanke unter Ablehnung von Grundregeln, bestehenden Ordnungen, realen Verpflichtungen, Notwendigkeiten und Verantwortlichkeiten führen zu Verlust von Vertrauen / Vertrautheit, Sicherheit, Stabilität, Glaubwürdigkeit, Beständigkeit, (Wesens-)Treue und Verlässlichkeit.

Fritz Riemann nennt ihn als Psychiater den „hysterischen Typ“, ausgehend vom extremen psychopathologischen Zustand einer Hysterie (oder wie man sie heute nennt: Histrionische Persönlichkeitsstörung; völlig entgrenztes Verhalten, emotional außer sich sein) oder einer Zyklothymie (manisch-überdrehte Zustände wechseln mit niedergeschlagenen-depressiven, wobei der hysterische Zustand dem manischen entspricht)

Allgemeine seelische, psychosoziale Stressfaktoren aus Sicht der Psychosomatik

  • Innere Spannungen und emotionale Belastungen, ungelöste und anhaltende Sorgen, Probleme, Schwierigkeiten.
  • Emotionaler Schock / Schreck infolge bestimmter belastender Ereignisse, die oberflächlich betrachtet relativ banal scheinen, aber individuell sehr tief gehen können.
  • Verdrängte / unterdrückte und dadurch unbewusste innere (Dauer-)Konflikte ohne Entscheidungsfindung und Auflösung.
  • Aufgesetzter, unechter Optimismus. Zwanghaft positives Denken, was oberflächlich betrachtet nur geht, wenn Negatives und Unliebsames verdrängt und unterdrückt wird. Problem: Dadurch ist das Negative – das, was man von der polaren Realität nicht haben will – nicht verschwunden, sondern gärt und fault im Untergrund mehr oder weniger unbemerkt weiter. Folgeprobleme sind vorprogrammiert.
  • Stark pessimistische Grundhaltung, Negativismus, Nihilismus, Fatalismus, Resignation. Einseitiger Blickwinkel auf das, was im Leben nicht funktioniert unter Ausblendung der Aspekte des Lebens, die funktionieren, die positiv, förderlich und nährend für einen sind.
  • Mangel an Selbstliebe, Mutlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Gefühle der Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Verzweiflung, Depression
  • Enttäuschung und Frustration infolge zu hoher, unrealistischer, idealisierter Erwartungen an sich selbst oder an andere. Ebenso die (eingebildeten oder realen) überzogenen Erwartungen anderer an mich, die mich unter Druck setzten. Das Wort Ent-Täuschung beinhaltet die Bedeutung des Endes einer Täuschung, das schmerzhafte Ende einer unrealistischen Vorstellung und Erwartung!
  • Häufige Unzufriedenheit mit sich und seinem Leben. Nicht in Frieden mit sich sein. Ständiges sich mit anderen vergleichen, die irgendetwas besser können oder mehr haben…
  • Missachtung bzw. Verdrängung und Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse. Nichtleben der eigenen Werte. Dies führt zu großer innerer Unzufriedenheit, Ärger, innerlichem Aggressionsstau und letztendlich meist zu selbstschädigenden, „autoaggressiven Handlungen“, die sich beispielsweise über die Störung von Körperfunktionen, Schmerzen oder Entzündungen als Warnsignale ausdrücken.
  • Übermäßige innere Erregung / Aufregung. Selbst starke Freude kann Beschwerden verursachen, was aber gottlob nur selten vorkommt. Ein humorvolles Beispiel findet sich in der sehenswerten Komödie „Lang lebe Ned Devine“, wo Ned im Angesicht eines hohen Lottogewinns einen Herzinfarkt erleidet. Auch in der Homöopathie kennt man solche übereuphorischen Zustände, wobei das homöopathische Heilmittel Coffea (Kaffee) den Betroffenen akut wieder auf den Boden der Realität herunterholt.
  • Überzogene Leistungsfixierung, Überehrgeiz, Gier, Habsucht, Überheblichkeit / Arroganz, Gier nach Anerkennung, Machtbesessenheit, Kontrollzwang.
  • Minderwertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstwertgefühl, Selbstzweifel.
  • Heruntergeschluckter Ärger / Groll, unterdrückter Zorn, autoaggressive Tendenzen.
  • (Unterdrückte) Traurigkeit, Trauer / Kummer.
  • Einsamkeitsgefühle, Gefühl der Verlassenheit, Gefühl der Verlorenheit, Gefühl der Isolation.
  • Befürchtungen / Ängste: Panikattacken, Existenzängste, Verlustängste, Angst zu scheitern / zu versagen. Angst, nicht geliebt zu werden. Angst, allein und verlassen zu sein. Angst, nicht anerkannt oder wertgeschätzt zu werden…
  • Ungelöste Eheprobleme, (drohende) Trennung einer Ehe / Partnerschaft, Verlust von Vertrautheit, Verbundenheit, emotionalem Halt, Geborgenheit und Wärme.
  • Mobbing, (drohender) Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust der finanziellen Sicherheit / Existenzangst / Angst um die Zukunft, drohende oder reale Armut.
  • Tod von geliebten Menschen / Angehörigen / Kindern, Haustieren.
  • (Sexueller) Missbrauch, Gewalterlebnisse / traumatische Erlebnisse…

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