Was hilft sonst noch bei Heuschnupfen? Ernährung und einfache Hausmittel…
Hier finden sie – ergänzend zur Vorbeugung und Hilfe zur Selbsthilfe – einige Tipps zu einer förderlichen Ernährung und zu einfachen, allgemeinen Hausmitteln bei Heuschnupfen und Pollenallergie. Diese können Sie unterstützend zu einer medizinischen Behandlung anwenden und ausprobieren.
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Machen Sie keine langdauernde und rein symptomatische Selbstbehandlung!
Von einer längerdauernden und rein symptomatischen Selbstbehandlung der Heuschnupfen-Symptome rate ich dringend ab. Eines der Hauptprobleme ist die Gefahr einer Chronifizierung, Vertiefung und Verkomplizierung Ihrer Pollenallergie durch Symptomunterdrückung und „Symptomverschiebung“ (siehe Symptome – Komplikationen – Kreuzallergie).
Einfache Hausmittel bei Heuschnupfen und Pollenallergie
Nasen- und Augenspülung, Nasenspray, Wasserdampf, Kompressen… und warum Sie besser Kamille und Augentrost meiden sollten:
- Nasenspülung mit physiologischer Salzlösung mithilfe einer Nasendusche: Hält Ihre Nasenschleimhaut feucht und hat eine reinigende sowie leicht desinfizierende Wirkung. 2-3 mal täglich in Ihrer Heuschnupfenzeit. Mischungsverhältnis: 0,9 Gramm Meersalz pro 100ml! Nicht mehr oder weniger, sonst kann die Schleimhaut zusätzlich gereizt werden, was auch passiert, wenn Sie reines Wasser nehmen!
- Bei häufigen Niesattacken kann auch das Inhalieren von Wasserdampf lindernd wirken, am besten wie oben mit physiologischer Salzlösung.
- Praktischer, aber teurer: Fertiges Meerwasser-Nasenspray (ohne sonstige Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel!). Dies können Sie sich auch selbst herstellen: Sie brauchen nur eine Nasensprayflasche (Apotheke; s. Bild oben) und befüllen sie mit physiologischer Meersalzlösung. 2-3 Tage können Sie dies kühl und dunkel lagern, dann Lösung wieder erneuern.
- Bei geschwollenen Augen, Augenbrennen, juckenden Augen: Kühlende Kompressen mit physiologischer Meersalzlösung aus dem Kühlschrank. Wenn Kühlung nicht gut tut, probieren Sie lauwarme Kompressen aus, auch ein Augendampfbad ist möglich (Vorsicht vor zu großer Hitze!). Mit den Meersalzkompressen können Sie auch verklebte Augen gut reinigen. Eine weitere Alternative sind Augenspülungen. Es gibt fertig befüllte Augenspülflaschen in der Apotheke. Oder Sie nehmen eine ergonomisch geformte „Augenbadewanne“ (Augenspülglas) und fertigen wieder eine physiologische Meersalzlösung an, mit der Sie ihre Augen spülen.
- Wenden Sie die Meersalzspülungen nie dauerhaft, nur kurzfristig an! Ihre Schleimhäute könnten sonst austrocknen, was die Schleimhautfunktion weiter stört.
- Verwenden Sie für Ihre Spülungen lieber keine Zusätze wie Kamille (Chamomilla) oder Augentrost (Euphrasia), da es hier aufgrund von Polleninhalten zu allergischen Reaktionen kommen kann!
Ernährung bei Heuschnupfen und Pollenallergie
Wichtigste Regel: Essen Sie frisch zubereitete Lebensmittel und halten Sie sich von stark verarbeiteter Industrienahrung und deren Zusatzstoffen fern!
Um Ihrem Organismus von der Ernährungs- bzw. Vitalstoffseite her die bestmögliche Unterstützung zu geben, ist es das Allerwichtigste, eine abwechslungsreiche, vitalstoffhaltige und vor allem frisch zubereitete, natürliche (Bio-) Kost ohne künstlich-industrielle Zusatzstoffe und Pflanzenschutzmittel-Rückständen etc. zu sich zu nehmen.
Desweiteren können Sie v.a. während Ihrer aktiven Allergiephase bestimmte Reizstoffe wie Histamin reduzieren bzw. vermeiden.
Welche Lebensmittel bei Heuschnupfen meiden?
Dazu zählen v.a. histaminhaltige bzw. im Körper Histamin und andere Reizstoffe freisetzende Lebensmittel. Histamin ist ein Entzündungen startender Stoff („Entzündungsmediator“), der bei der Pollenallergie eine wichtige Rolle spielt. Er wird von Abwehrzellen massenhaft ausgeschüttet und löst die Heuschnupfensymptome aus. In Lebensmitteln entsteht Histamin vor allem durch die bakterielle Fermentation. Nebenbei ist Histamin auch noch auslösend „zuständig“ für die sogenannte Nahrungsmittelunverträglichkeit (Histaminintoleranz im Darm). Doch bedenken Sie auch hier: Histamin ist wie der Pollen kein Bösewicht, sondern nur ein zusätzlicher Reiz- und Auslösefaktor eines bereits im Vorfeld irritierten und überreizten Immunsystems!
Welche Lebensmittel Sie bei Heuschnupfen sicherheitshalber meiden bzw. reduzieren können, zeigt nachstehende Liste:
- Hefehaltige Fertigprodukte (Backwaren, Hefeextrakte, Speise- und Suppenwürzen, Sojasauce…)
- Alkoholhaltige Getränke (setzen Histamin frei, hefegegärter Alkohol enthält Histamin), v.a. Bier / Hefe-Weizenbier, Prosecco / Sekt, Champagner, Wein (v.a. Rotwein und alle Weine mit Sulfiten = Konservierung), Spirituosen / Hochprozentiges
- Energy-Drinks (enthalten Theobromin)
- Schwarzer, fermentierter Tee
- Reifer Käse (sog. Hartkäse) wie Bergkäse, Emmentaler, Parmesan, Pecorino, Chester / Chesire, Manchego usw. Je länger gereift, desto höher der Histamingehalt. Weiterhin Schmelzkäse.
- Konservierte Meeresfrüchte, Fischkonserven, Thunfisch → Letztlich alle Meeresfrüchte / Fischsorten, wenn nicht definitiv fangfrisch oder sofort nach dem Fang tiefgekühlt!
- Geräuchertes / Rauchfleisch, Trockenfleisch, Salami, Schinken, Innereien, Schweinefleisch → Letztlich alle Fleischsorten (und Wurstwaren), wenn nicht definitiv schlachtfrisch oder sofort nach dem Schlachten tiefgekühlt!
- Essig (v.a. Weinessig) / Balsamico, in Essig Eingelegtes wie Essiggurken, Senf
- Fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut, milchsauer eingelegtes Gemüse und deren Säfte
- Hülsenfrüchte, Bohnen, Sojaprodukte (Sojamilch, Tofu…)
- Spinat, Auberginen, Avocado, Tomaten / Tomatenprodukte wie Tomatenmark, Ketschup, Tomatensaft…
- Ananas, Bananen, Kiwi, Papaya, Erdbeeren, Himbeeren
- Zitrusfrüchte (auch als Säfte), z.B. Orangen, Grapefruit, Zitronen (sind selbst histaminarm, setzten aber im Körper gespeichertes Histamin frei)
- Kokosnuss, Walnüsse, Cashewkerne, Erdnüsse
- Weizen, Weizenkeime
- Pizza (Weizen, Tomatenmark, Schinken, Salami…)
- Schokolade / Schokoladengetränke bzw. Kakao und dessen Produkte
- Lakritze
Weitere, zu meidende Nahrungsmittel bzw. Stoffe:
- Mit allergiepotenten Zusatzstoffen angereicherte Fertiggerichte („Industrienahrung“), Konserven, Fastfood:
- Lebensmittelzusatzstoffe wie Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker (Glutamate / Natriumglutamat), bestimmte Verdickungsmittel (Johannisbrotkernmehl, Carob), Aromastoffe (Chinin)…
- Je länger gelagert, desto höher ein möglicher Histamingehalt in Lebensmitteln bzw. Fertiggerichten! Dem entgehen Sie mit frisch zubereiteter Kost!
- Gehärtete Fette / Fettsäuren können zu einer Störung im Fettstoffwechsel führen, was auch die Funktion Ihres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Weitere Tipps zur Ernährung bei Heuschnupfen:
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Wie oben bereits erwähnt: Es geht nichts über abwechslungsreiche Mischkost mit frischem Obst, Gemüse und Sprossen sowie in Maßen Fisch, Fleisch, Eier und Milchprodukte, was die Vitalstoffversorgung bei Heuschnupfen – und auch ganz Allgemein – angeht. So können Sie sich das Geld für die meist teuren Nahrungsergänzungen mit beispielsweise das Immunsystem beeinflussenden Vitaminen und Bioflavonoiden (Antioxidantien / Radikalenfänger, auch sekundäre sekundäre Pflanzenstoffe genannt) sparen, die häufig als „Hausmittel“ gegen Heuschnupfen angepriesen werden. Mein Rat: Nehmen Sie keine einzelnen, isolierten Vitalstoffe zu sich, immer nur im Verbund eines oder mehrerer ganzer Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel!
- Sanddornbeere und Acerolakirsche enthalten viele Flavonoide und natürliches Vitamin C, welches Histamin binden kann und dessen Abbau beschleunigt („natürliches Antihistaminikum“). Erhältlich z.B. als Saft-Konzentrate oder Lutschtabletten. Auch schwarze Johannisbeeren und roher, ungespritzter Paprika haben viel Vitamin C. Nehmen Sie keine isolierten Flavonoide oder isoliertes Vitamin C in hohen Dosen ein, sondern immer nur im Verbund einer komplexen Pflanze bzw. Frucht!
- Wichtige Mineralien & Spurenelemente bei Heuschnupfen sind beispielsweise Selen (in Naturreis, Zwiebeln, Knoblauch, Brokkoli, Eigelb, Vollmilch, Quark, Sesam, Paranüssen), Magnesium (in Hirse, Naturreis, Zuckermais, Pumpernickel, Steinmetzbrot) sowie Zink (in Haferflocken, Kürbiskernen, Sonnenblumenkernen, Sesam) und Calcium (in Grünkohl, Brokkoli, Milch / Milchprodukten). Zink und Calcium können die Wirkung von Histamin teilweise blockieren.
- Alle vier Vitalstoffe sind neben anderen basischen Mineralien und Spurenelementen in einer speziell gezüchteten Sesamsaat (Minactiv®) in großer Menge natürlicherweise enthalten. Hier könnte eine ergänzende Zufuhr vor allem für Vegetarier, die kein Fleisch / Fisch sowie für Veganer, die auch keine Milchprodukte und Eier zu sich nehmen, sinnvoll sein.
- Nutzen Sie Perillaöl oder Leinöl (aus heimischem Bioanbau) mit mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren (alpha-Linolensäure = ALA), die vom Organismus nicht selbst gebildet werden können. Dosis: 2 TL/Tag. Glasflasche, kein Metallbehälter, im Kühlschrank lagern, innerhalb 4 Wochen verbrauchen, nicht erhitzen. Schmeckt auf Kartoffeln lecker!
- Ebenfalls einen hohem Anteil an ungesättigten Omega-3 Fettsäuren haben Fischölkapseln (Nachteil: Stoßen vielen Leuten unangenehm auf , Verschmutzung der Meere) oder als Alternative das teurere Algenöl. Bei beiden steht im Gegensatz zum Leinöl v.a. die EPA- und DHA-Zufuhr im Vordergrund (EPA = Eicosapentaensäure; DHA = Docosahexaensäure).
- Oder essen Sie regelmäßig 1-2x / Woche fetthaltige Kaltwasserfische (Forelle, Makrele, Hering / Matjes, Lachs) oder Fleisch von Wildtieren. Fische essen viel Algen und Wildtiere viel Moose / Farne und genau da sind viele Omega-3 Fettsäuren drin.
Vorsicht mit Honig, aber v.a. mit reinem Blütenpollen: Wenn hier das Allergen – der allergieauslösende Stoff – enthalten ist, kann es zu einem „normalen“ Heuschnupfen-Schub bis zu schweren allergischen Reaktionen kommen! Aus Vorsorgegründen sollten Sie daher auf Blütenpollen verzichten!
- In der Literatur sowie in meiner Behandlung mit Patienten gibt es in Bezug auf Honig Erfahrungen über Besserungen, aber auch Verschlechterungen. Testen Sie Honig täglich in kleinen Dosen aus (Beginnen mit 1/2 TL, steigern auf 1 TL, morgens nüchtern!). Verwenden Sie unbedingt kaltgeschleuderten Honig von einem Imker aus Ihrer nächsten, gewohnten Umgebung! Bei Unsicherheit und stärkeren Reaktionen Finger weg vom Honig!
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LG Daria
Die Schokolade bzw. deren Inhaltsstoffe sind sicherlich nicht das Grundproblem. Schokolade - zumindest in Maßen - ist ja nicht ungesund! Sonst müsste ja jeder auf Schokoladengenuss überempfindlich, überreizt reagieren. Das Immunsystem ist Faktor, der hier überreagiert und irgendetwas bringt es durcheinander...
Ist zwar ein wenig spät, aber immerhin ist die Birkenpollenzeit bald vorbei! Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt...