Soll ich an heißen Tagen lieber eiskalt oder besser warm duschen, lieber etwas Eiskaltes oder etwas Warmes trinken? Diese Fragen stellen sich nicht wenige Menschen, vor allem wenn sie bemerken, dass nach Kaltem immer wieder Beschwerden auftreten. Eiskalte Duschen und Getränke sind nicht gerade für jeden Menschen gesundheitsförderlich bei großer Hitze. Besonders Senioren, sensible, kreislauflabile und gesundheitlich angeschlagene Menschen sollten hier achtsam sein.
Was bewirkt der plötzliche Kältereiz im aufgeheizten Organismus?
Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen:
- Duschen mit kaltem und v.a. eiskaltem Wasser regt nach kurzer Zeit in der Haut verstärktes Schwitzen an. Durch den Kälteschock wird quasi die innere Heizungsautomatik des Körpers als ausgleichende Gegenreaktion angeworfen. Hier wird also bei äußerlicher Hitze das Gegenteil dessen bewirkt, was eigentlich beabsichtigt war: Nach kurzer Abkühlung erneute Hitzeentwicklung und Schweißbildung, und oft noch stärker als zuvor!
- Die Herz- und Kreislauffunktion kann durch den starken Kältereiz beeinträchtigt werden: Kreislaufstörungen, Bludruckschwankungen und Herzbeschwerden können folgen mit Müdigkeit, Schwächegefühl, Kraftlosigkeit, Schwindel, beschleunigtem Puls, Bluthochdruck, Herzklopfen / Herzrasen, Herzstolpern bis zum Angina pectoris-Anfall (schmerzhafte Brust-/Herzenge, Beklemmung, Atemnot… inf. plötzlicher Gefäßverengung durch starken Kältereiz) oder Herzinfarkt im Extremfall.
- Verspannungen, beispielsweise im Nacken oder Rücken können ausgelöst oder verstärkt werden. Ein erhitzter Körper ist i.d.R. relativ entspannt, was den Muskeltonus angeht. Kommt ein plötzlicher Kältereiz, kann dies zu einer gegenteiligen Tonusüberhöhung führen. Aus Untertonus entsteht Übertonus, der sich oft wieder ausgleicht, aber eben nicht immer!
- Kopfschmerzen („Verspannung“ im Kopf), Schnupfen (Erkältung!), Halsschmerzen, Bauchschmerzen oder Gelenkschmerzen können ausgelöst werden. Die weibliche Menstruationsblutung kann gestört oder gar unterdrückt werden.
- Nebenbei: Bei Sonnenbrand das überhitzte, gestresste und geschockte Hautgewebe kalt abzuduschen ist ebenso kontraproduktiv. Nach anfänglicher Besserung kommt es zu einer nachfolgenden Verstärkung der Durchblutung und des Brennschmerzes, so dass theoretisch ständig weitergekühlt werden müsste.
- Es kann durch eiskalte Getränke (oder Eiscreme) zu Magenbeschwerden / Magendruck / Magenschmerzen / Magenkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen.
- Es kann zu Stimmungsschwankungen kommen, da Körper-, Mental- und Emotionalebene eng verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. So kann beispielsweise eine apathische (emotional abgekühlte) oder traurige, niedergeschlagene Stimmungslage ausgelöst werden.
Die Gegenreaktion des Körpers
Gesetz der Polarität: Ein Extrem führt zum anderen Extrem
Wie kann es nun zu solchen Beschwerden durch zu kaltes Duschen in der Sommerhitze kommen? Die vitale Lebenskraft des Organismus wird durch die plötzliche starke Abkühlung geschwächt. Dies führt in der Folge zu Störungen der autonomen Regulationsfähigkeit des Organismus, vermittelt durch eine Störung im vegetativen, autonomen Nervensystem. Stellen Sie es sich wie eine Art Schreck oder Schock für den Körper vor. Und wer zutiefst erschrocken oder geschockt ist, reagiert verwirrt und braucht eine Zeit, um sich wieder zu erholen, auszugleichen. Und manche erholen sich eben nicht mehr aus eigener Kraft, sie bleiben im geschockten Zustand stecken.
Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme können durch zu kalte Getränke im Sommer ausgelöst werden, weil das Zellgewebe der Magenschleimhautwand und deren Nerven regelrecht geschockt werden und dadurch beispielsweise eine zusammenziehende oder erschlaffende Gegenreaktion ausgelöst wird. Dies kann sich in den ganzen Verdauungstrakt übertragen, weil dieser über das sogenannte Bauchhirn, das vegetative Steuerungssystem der gesamten Verdauung, miteinander verbunden ist. Weiterhin verbraucht unser Organismus zur Erwärmung der gekühlten Getränke auf Körpertemperatur im Magen Energie, und dies heizt zusätzlich an und fördert wiederum das Schwitzen. Menschen in sehr warmen Regionen trinken natürlicherweise meist warme Getränke wie Tees, beispielsweise in Ägypten oder Marokko.
Gerade ältere Menschen sollten Umsicht walten lassen
Junge Menschen spüren von solch starken Reizen meist recht wenig, da ihre Eigenregulation noch recht gut und schnell funktioniert sowie viel vitale Lebenskraft zum Ausgleich der Belastung vorhanden ist. Aber je älter jemand wird, desto anfälliger kann der Mensch für solch starke Kälteschocks und die anschließenden ebenso starken Ausgleichsreaktionen werden. Senioren sollten hier also besonders umsichtig sein, aber ebenso sensible, kreislauflabile, herzgeschwächte oder anderweitig gesundheitlich und energetisch angeschlagene Menschen!
Reize beleben oder schwächen – je nachdem
Ein (Kälte-)Reiz kann somit – je nach Ausgangslage des Organismus – eine stärkende oder eine schwächende Wirkung haben! Ist der Reiz zu stark und entgegengesetzt, schwächt er. Ist er sanft und ähnlich genug, stärkt er. Hierauf sollte zu achten sein.
Beispiel Saunabesuch: Hitze trifft auf Kälte
Saunen ist dann gesund, wenn es an die individuelle Körpersituation angepasst ist
Das polare Zusammenspiel von Hitze und gegensätzlichem Kältereiz möchte ich am Saunabesuch kurz anreißen. Wenn große Hitze auf große Kälte trifft, entsteht viel Spannung, und die will ausgeglichen werden oder sich entladen. Einer der Gründe für die hohen Herzinfarktraten in Finnland, Norwegen, Schweden, Estland oder Lettland sind aus meiner subjektiven Sicht – neben der häufig fettreicheren Ernährung und anderen Faktoren – die häufigen Saunabesuche. Wie, bitte? Sauna gilt doch gemeinhin als gesund! Ja, im Prinzip schon, wenn man seinen Saunabesuch nach dem „Ähnlichkeitsprinzip“ der Homöopathie zur Vermeidung von zu starken Gegenreaktionen ausrichtet. Sonst kann der Saunagang schnell mal zum schwächenden Überlastungs-Stress für den Körper ausarten.
In der Sauna wird der Organismus sehr stark aufgeheizt. Dann kommt der zur Ausgangssituation des Organismus unähnliche, entgegengesetzte, plötzliche Kälteschock im Tauchbad oder unter der eiskalten Dusche! Angeblich soll dies abhärten, was oberflächlich betrachtet für einen bereits vitalen, gesunden und anpassungsfähigen Organismus auch stimmt. Allerdings stellt dies intern auch eine extreme Stressbelastung für den Körper dar. Und wenn Körperenergie, vegetatives Regulationssystem und/oder Herz- und Kreislauffunktion bereits geschwächt sind, kann es im Extremfall zu Angina pectoris (schmerzhafte Herzenge, Herzangst, Atemnot…) oder gar plötzlichen Infarkt (Minderdurchblutung, Herzzellschock und Zelltod) kommen.
Große Heiß-Kalt-Unterschiede können Kreislaufbeschwerden und Schlappheit auslösen
Weitaus häufiger sind jedoch Kreislaufstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Schlappheit, Abgeschlagenheit oder Schwächezustände nach dem klassischen Saunaaufenthalt. Körperenergie und Lebenskraft sinken ab.
Gleiches gilt im Prinzip auch beim eiskalt Abduschen oder eiskalt Trinken in sommerlicher Hitze.
Meine Tipps als Heilpraktiker
So gehen meine Empfehlungen als Heilpraktiker und Homöopath bei erhitztem Körper bzw. an heißen Tagen in folgende Richtung:
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Werden Sie bei Hitze Lauwarmduscher!
Duschen Sie bei Hitze erst körperwarm und senken dann langsam die Temperatur etwas ab. Gehen Sie nicht unter ca. 25°C. Bleiben Sie im lauwarmen Bereich. Vermeiden Sie v.a. eiskalte Duschen, außer Sie wollen kurz darauf wieder verstärkt schwitzen und möglicherweise Kreislaufprobleme bekommen! Wenn Sie sich nach dem Duschen nicht abtrocknen, hat dies einen angenehm kühlenden Effekt auf der Haut.
- Duschen Sie – wenn es unbedingt kühleres Wasser sein muss – nur Ihre Unterarme und Hände abwechselnd kurz ab und trocken Sie sie nicht. Die Verdunstung des Wassers auf der Haut kühlt zusätzlich und erfrischt länger.
- Alternativ besprühen Sie immer wieder ihre Haut und den Kopf mit Wasser aus einer Sprühflasche mit Zerstäuberdüse. Auch dies hat einen angenehm kühlenden Effekt.
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Ideal bei Sommerhitze: Lauwarmer Zitronen-Minz-Tee
Trinken Sie bei sommerlicher Hitze keine eiskalten Getränke, v.a. nicht, wenn Sie einen empfindlichen Magen und eine störungsanfällige Verdauung haben! Vermeiden Sie Eiswürfel in Getränken. Trinken Sie lieber zimmerwarme bis körperwarme Getränke.
Wüstenbewohnern – und die dürften wahrlich abgehärtet sein – würde es auch niemals einfallen, in der Hitze kalte oder gar eisgekühlte Sachen zu trinken! Und die wissen es aus Erfahrung, welche wir Westler im Urlaub meist geflissentlich ignorieren und uns dann wundern, wenn es zu Schweißausbrüchen und Magen-Darmproblemen kommt. Warme (maximal körperwarme, nicht heiße!) Getränke wie beispielsweise ein Zitronen-Minz-Tee bringen uns, in kleinen Schlucken getrunken, kaum zum Schwitzen. Die sanfte Verdunstungskälte, die dann auf der Haut entsteht, kühlt unseren Körper, ohne Herz und Kreislauf zu belasten! - Verwenden Sie bei mäßigem Sonnenbrand ohne Blasenbildung zimmerwarme Essigauflagen (z.B. Bio-Obstessig) oder sprühen Sie mit ca. 25° C lauwarmen Wasser verdünnten Essig mit einem Zerstäuber auf die berührungsempfindliche Haut. Es kann zwar anfänglich kurz und heftig brennen, aber der Sonnenbrandschmerz bessert sich wesentlich schneller als mit der gegenteiligen (allopathischen) „Kälteschockmethode“. Die Gereiztheit und Heilungszeit der Haut verkürzt sich so deutlich! Trinken Sie dazu viel zimmerwarmes Wasser.
- Duschen Sie sich nach einem Saunagang lieber kurz heiß oder warm ab und nicht kalt. Vermeiden Sie kalt und hüpfen Sie nicht – und schon gar nicht plötzlich – in ein kaltes Tauchbecken!
Hinweis: Alle gesundheitlichen Tipps entsprechen dem homöopathischen Ähnlichkeitsprinzip, welches die Lebens- und Selbstheilungskräfte des Körpers sanft unterstützt und nicht gegen sie handelt im Sinne einer symptomatischen Verdrängung durch gegensätzliche Maßnahmen.