Mögliche Heilungsblockaden
Dies ist erfahrungsgemäß ein häufig unterschätzter Faktor in der homöopathischen Behandlung: In der Vorgeschichte vieler Patienten finden sich eine mehr oder weniger große Zahl die Selbstheilungskraft bzw. die autonome Eigenregulationsfähigkeit schwächender Ereignisse und Behandlungen. Dazu zähle ich beispielsweise (Dauer-)Stress-Belastungen, seelisch traumatische Erlebnisse (Trennung, Schreck, Schock, körperlich wie psychisch erfahrene Gewalt), aber auch rein Symptome unterdrückende Therapiemaßnahmen, teils mit unerwünschten „Nebenwirkungen“ eingenommener Medikamente.
Wird die autonome, selbsttätige Regulationsfähigkeit der Körper-Psyche-Einheit – vermittelt über das vegetative Nervensystem, Abwehr- und/oder Hormonsystem – nachhaltig gestört und geschwächt, können physische und/oder psychische Beschwerden die Folge sein. Zunächst meist in Form sogenannter anhaltender Funktions- bzw. Regulationsstörungen. Hierbei geraten autonom ablaufende Regelprozesse aus ihrer Balance, z.B. in Form einer sogenannten „vegetativen Dystonie“, einer Störung der Gegenspieler Sympathikus („Antreiber“) und Parasympathikus („Bremser“) im Nervensystem.
Krankheit entsteht oft durch Schwächung oder Blockierung der autonomen Regulationen
Dann wird meist wieder Symptome verdrängend und unterdrückend (medikamentös) therapiert. Ein Teufelskreis entsteht: Medizinisch zwar gut gemeinte, aber dennoch fremdbestimmte Manipulation mit weiteren Störungen im äußerst komplexen Zusammenspiel von Zellen, Geweben, Organen, Organsystemen, Empfinden, Denken/Deuten/Werten und Fühlen sowie steigende Abhängigkeit von Pillen und Apparaten und Zunahme von chronisch werdenden Prozessen. Homöopathische Heilmittel erzeugen bei sachgemäßer Anwendung einen sanften Regulationsreiz im Organismus, doch der wird unter diesen starken Fremdreizen abgeschwächt oder gar völlig in seiner Wirkung blockiert (Die Naturheilkunde kennt hier den Begriff der „Regulationsblockade“). So kann das Heilmittel sich nicht vollends oder gar nicht entfalten.
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Medikamente können lindern, aber auch krank machen
Zu den „materiellen Regulationsbremsen“ können beispielsweise stark wirkende chemisch-synthetische Mittel zählen (z.B. Antibiotika, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel / Antipyretika, Psychopharmaka, Immunsuppressiva, entzündungshemmende Mittel / Antirheumatika / kortisonhaltige Mittel, Protonen-Pumpenhemmer etc.). Aber auch pflanzliche Medikamente (Phytotherapeutika) greifen mitunter sehr stark in autonome Regulationen ein, wie ich am eigenen Leib erfahren musste.
Diese gegen Symptome zielenden Mittel erzeugen v.a. infolge der häufig wiederholten Einnahme und ihren Nebenwirkungen – die streng genommen Vergiftungswirkungen sind – Störungen in den äußerst komplexen Regulationsprozessen des Organismus. Hier ist aus meiner Sicht vor der Einnahme immer – v.a. bei stark wirkenden Substanzen – eine Risiko-Nutzen-Abwägung vorzunehmen sowie die Einnahme auf wirklich nur stark belastende bis bedrohliche Beschwerden zu begrenzen! -
Angst & Stress können beflügeln, aber auch schwächen und lähmen
Zu den „psychischen Regulationsbremsen“ zählen Dauerstress / Dysstress (negativer Stress anhaltender Art), anhaltende Ängste / Kummer, Nihilismus (alles ist sinnlos und nichtig), Fatalismus (selbstaufgebende Schicksalsgläubigkeit) usw.
Auch Schreck, Schock, traumatisierende Erlebnisse (Traumata) / Gewalterfahrungen körperlicher wie seelischer Art etc. können zu einer Schwächung der Eigenregulationskraft mit Funktionsstörungen führen. Die Blockierung zeigt sich im Extrem in seelischen Erkrankungen wie Angststörungen, Zwängen / Zwangsstörungen, Depressionen (innerliche Selbst-Aufgabe / Selbst-Lähmung), Manien oder gar Psychosen.
Grenzen der Homöopathie
Meine Erfahrung als Homöopath zeigt mir, dass viele Krankheitserscheinungen mit Homöopathie behandelbar sind, da der ganze Mensch als zusammenhängendes System behandelt wird und nicht einzelne, vom Menschen isolierte Symptome bzw. Erkrankungen. Es gibt jedoch auch Grenzen:
- Die Homöopathie hat ihre Grenzen dort, wo Zellverbände / Gewebe, Organe und Organsysteme bereits zu stark geschädigt sind. So kann ein größerer Substanzverlust und bindegewebiger Umbau, wie er beispielsweise bei chronischer Polyarthritis in Form von Knorpeldefekten und Deformationen auftritt, auch mit Homöopathie nicht weggezaubert und in den ursprünglichen Ausgangszustand rückgeführt werden.
- Ähnliches gilt für die homöopathische Behandlung seelischer Ungleichgewichte. Tiefsitzende, ins Unterbewusste / Seelische fest „eingebrannte“ traumatische Erlebnisse können meiner Erfahrung nach meist nicht mehr endgültig und vollständig ausgeheilt werden. Doch mit einem verbessertem gesundheitlichen Allgemeinzustand und der trainierbaren Fähigkeit – z.B. mit Achsamkeitstraining oder Psychotherapie – zur bewussten, achtsamen, liebevollen, eigenverantwortlichen und selbstbestimmten „Eigenregulation“ lassen sich Altlasten besser schultern und durchs Leben tragen (siehe auch Selbstliebe / Selbstwertgefühl).
- Ein weiteres Hindernis für homöopathischer Heilmittel ist starke und vor allem dauerhafte Medikation. Diese die körpereigenen autonomen Regulationen fremdsteuernden Arzneimittel erzeugen eine teils nur schwer durchdringbare Stoffwechsel-Blockade. Hier kann vielleicht noch Linderung der Beschwerden durch Verbesserung des Allgemeinzustandes, aber keine vollständige Ausheilung erreicht werden.
- Der Erkrankte selbst hat es zu einem guten Teil in der Hand, sein Leben bewusst, selbstfürsorgend und eigenverantwortlich seinem Wesen und seiner inneren Ordnung gemäß zu leben oder eben nicht. Wenn er sich nicht – vor allem bei wiederholter, chronischer Erkrankung – zu Korrekturen einer selbstschädigenden und innere Unordnung hervorrufenden Lebenssicht und Lebensweise aufraffen kann oder will, kann auch eine homöopathische Therapie höchstens kurzfristig das entstandene Ungleichgewicht wieder ausgleichen. Auf Dauer ist so jedoch keine Gesundheit, kein inneres Gleichgewicht zu erreichen.
- Ebenso ist die Kompetenz der Behandler*innen ein wesentlicher Faktor für den Lauf der homöopathischen Behandlung. Geduld, Erfahrung, gute Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis, Verständnis und Einfühlungsvermögen (Empathie), Kenntnis der Lebens- und Krankheitsprozesse (Anatomie, Physiologie, Pathologie, Psychoneuroimmunologie, Psychosomatik, Psychologie, Ökologie, Ernährung usw.) sowie der homöopathischen Grundlagen sind hier zu nennen.
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Klassische Homöopathie Allgemeine Infos zur Homöopathie, was ist Klassische Homöopathie, wie läuft eine Behandlung ab…