Begriffsklärung
Die Begriffe „Somatoforme Störungen“, Funktionelle Störungen“ und „Psychosomatische Störungen“ beinhalten vielerlei sich ähnelnde pathologische Körpersymptome. Allen drei Diagnosebegriffen gemeinsam ist, dass Organfunktionen gestört sind und eine organische „Ursache“ mit gängigen und anerkannten naturwissenschaftlichen Untersuchungsverfahren nicht erkennbar oder erklärbar ist. Der Patient gilt folglich laut der überwiegend körperlich-organische Faktoren beachtenden Schulmedizin (Allopathie) als organisch gesund, trotz subjektiv wahrnehmbarer und realer körperlicher Beschwerden.
Die Diagnosen somatoforme und funktionelle Störung meinen letztlich das Gleiche. Der einzig wirkliche Unterschied zur psychosomatischen Störung ist, dass die seelischen Stressfaktoren so stark verdrängt im Hintergrund liegen, dass sie dem Patienten meist völlig unbewusst sind. So können sie nicht nachvollziehen, was ihre körperliche Krankheit mit seelischen Einflüssen zu tun haben soll, wenn der Mediziner sie darauf anspricht. Dies gilt vor allem für die Somatoforme Störung, bei der sich die Patienten den Versuchen des Mediziners völlig verschließen, die Möglichkeit eines psychischen Einflusses auch nur anzudenken, geschweige denn zu diskutieren. Sie sind so überzeugt von einer organischen Ur-Sache, dass sie in der Regel alle erstellten Befunde und Laboruntersuchungen, die nichts ergeben haben, anzweifeln und ignorieren sowie ständig neue Untersuchungen fordern. Häufiger Wechsel des Mediziners („Therapeuten-Hopping“) ist die Folge!
Im weiteren Artikel soll es schwerpunktmäßig um die funktionellen, psychosomatischen Erkrankungen gehen, bei denen seelische Stressfaktoren zumindest vom Patienten vermutet werden oder gar klar auf der Hand liegen.
Mary Mortley Montagu (Quelle 1)
Dreiviertel der Leiden, die gescheite Leute befallen, stammen bei ihnen aus dem Geist.
Marcel Proust (Quelle 2)
Was ist eine psychosomatische Störung?
Funktionelle, psychosomatische Erkrankungen oder Störungen bezeichnen eine Funktionsstörung bzw. Fehlregulation von Organen ohne klare organisch-materiell greifbare Ursachen und…
- mit zu vermutenden – dem Patienten unbewussten / teilbewussten – oder
- deutlich nachvollziehbaren – dem Patienten bewussten – seelischen Belastungsfaktoren.
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Empfindungen, Gefühle und Gedanken wirken nachhaltig auf Organfunktionen ein
Körper, Seele und Geist sind eine Einheit und lassen sich nicht wirklich trennen. Zur Körperebene gehören Empfindungen, Gefühle und Gedanken, was der Sinnes-, Emotional- und Mentalebene entspricht. Sinneseindrücke, Gedanken, Vorstellungen, Wertungen, Deutungen und innere Glaubenssätze beeinflussen genauso wie daraus entstehende Gefühle nachhaltig unser Welt- und Glaubensbild. Aus diesem ergibt sich unser Verhalten im Reden und Handeln mit anderen Menschen und unserer Umwelt sowie der Umgang mit uns selbst als ganzer Mensch und unserem Körper.
So wirken alle möglichen Sinneseindrücke, mentale und emotionale Belastungsfaktoren (= Stressfaktoren / Stressoren) tief hinein in unsere autonomen Regulationssysteme, in Stoffwechsel und Organfunktionen bis in unsere Zellen und die DNS, die Erbsubstanz!
Allein der Gedanke, man könnte im Bewusstsein dieser engen Vernetzungen nachhaltig Heilung des Körpers bewirken, ohne alle auf ihn einwirkenden Stressfaktoren in die Behandlung mit einzubeziehen, erscheint abwegig.
Fehlregulationen der Organsysteme, Einzelorgane und Zellen werden organisch-materiell vor allem vermittelt über die großen Regulationssysteme Vegetatives Nervensystem und Hormonsystem und übertragen sich auf weitere, damit eng verbundenen Systeme wie Immunsystem, Haut- / Schleimhautsystem, Herz-Kreislauf-Gefäßsystem, Verdauungssystem, Ausscheidungssystem usw.
Schließt ein organischer Befund eine psychosomatische Erkrankung aus?
Nein! Denn selbst wenn organische Auslöser / „Ursachen“ gefunden werden, heißt dies noch lange nicht, dass seelische Einflüsse damit ausgeschlossen sind und nach Beseitigung des körperlichen Symptoms nicht weiter auf den Menschen unförderlich einwirken.
Wenn eine Funktionsstörung lange genug wirkt oder akut sehr stark ist, können Gewebe- und Organschäden die Folge sein
Erst wenn die Störung einer Organfunktion länger andauert, sehr stark wird und/oder symptomunterdrückend behandelt wird, kann es auch zur Vertiefung des Krankheitsgeschehens kommen. Zeichen dieser Vertiefung sind beispielsweise chronische Entzündungen, Gewebeveränderungen, teilweiser oder vollständiger Gewebeverlust / Zell- und Organzerstörungen (= Substanzverlust) oder vermehrtes Gewebewachstum / Wucherungen / Tumore / Zysten (= Gewebe- und Substanzzunahme).
Diese organischen Veränderungen an der Gewebe- und Zellstruktur können dann mit den üblichen, ausschließlich auf die materielle Struktur gerichteten Untersuchungsmethoden greifbar gemacht werden. Dann wird beispielsweise eine Entzündung mit beginnender Gewebezerstörung entdeckt, Bakterien für die unangenehmen Symptome verantwortlich gemacht und als „Ur-Sache“ definiert und beispielsweise ein Antibiotika dagegen verordnet.
Doch letztlich ist dies ein völlig willkürlicher Vorgang und ein weiteres Hinterfragen unterbleibt in der Regel. Was hat denn die Entzündung tatsächlich aktiviert? Was hat das innere Milieu so verändert, dass z.B. Mikroben die Chance haben, in den Organismus zu gelangen oder wenn sie eh schon dort latent vorhanden sind, sich zu vermehren bzw. aktiver zu werden und Symptome zu erzeugen? Das in praktisch jedem von uns „wohnende“ Herpesvirus ist hier ein gutes Beispiel, wobei beileibe nicht jeder deswegen Symptome zeigt (Hilfe bei Lippenherpes).
Die Definition einer „Ur-Sache“ für Krankheit ist meist willkürlich, oberflächlich und immer abhängig vom zeitgeistigen Wissensstand
Da die gängige Medizin – außer vielleicht den Hinweis auf genetische Vorbelastung – darauf meist keine Antworten hat und eine feinstoffliche Lebenskraft für sie mit ihren Methoden nicht messbar und rational berechenbar ist, fixiert sie die für sie in der Materie greifbare und naheliegendste „Ur-Sache“ und so ist es dann eben. Punkt! Keine weiteren Fragen mehr! Und alle Therapien werden dann auf diese willkürlich definierte Ursache festgelegt, mit dem Ziel das Symptom schleunigst zu beseitigen. Mir geht es hier nicht um richtig oder falsch, nur mein psychosomatischer Ansatz erweitert das Materielle um das Feinstoffliche: Der Körper ist das Gefäß oder die Form, das Seelisch-Geistige der Inhalt. Es geht mir um ein Sowohl Als Auch und nicht um ein Entweder Oder!
Hinter jedem Körpersymptom können seelische Auslöser stecken
Bei allen Erkrankungen ist immer auch die Seele beteiligt, ob uns dies nun bewusst ist oder nicht!
Seelische Einflüsse sowie Empfindungen, Gedanken und Gefühle beeinflussen nachhaltig alle möglichen Körperfunktionen und veränderte Körperfunktionen beeinflussen wiederum unser Gemüt. So wird aus „psycho-somatisch“ oft „somato-psychisch“ und umgekehrt. Das Ganze kann man sich als Spiralbewegung vorstellen, jeweils mit einer (ansteigenden) Tendenz ins Positive, in den Bereich des Wohlbefindens oder eben ins Negative, in den Bereich des Unwohlseins, der organischen Fehlfunktion, der Krankheit. Ängste, innere Konflikte und Zerrissenheit, Trauer, Kummer, Sorgen, Einsamkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Hilflosigkeit, chronischer Ärger und Groll und vieles mehr schwächen unsere Selbstheilungskraft, entkräften unsere Eigenregulationsfähigkeit, zersetzten unsere Widerstandskraft, dämpfen unsere Lebenskraft! Somit wird offensichtlich, wie sinnlos und wenig zielführend das alleinige Therapieren der Körpersymptome ist, lebensbedrohende Notfälle einmal ausgenommen.
Der Körper ist Ausdrucksebene seelischer Einflüsse
Die Körperebene ist die Ausdrucksebene emotionaler, psychosozialer und seelischer Einflüsse. Die Erfahrung der ganzheitlich ausgerichteten Behandlung zeigt, dass die meisten körperlich auftretenden Beschwerden sich auflösen und überflüssig machen, wenn die Lebenskraft und Selbstheilungsinstanz gestärkt wird, ohne direkt manipulativ und unterdrückend das Körpersymptom zu behandeln!
Folglich sollten immer alle möglichen Einflussfaktoren, egal ob körperlicher oder seelischer Natur berücksichtigt und aufgearbeitet werden! Dies achtet beispielsweise die Klassische Homöopathie als medikamentöses Verfahren im Besonderen und ist somit eine Methode der ganzheitlich ausgerichteten Psychosomatik bzw. psychosomatischen Medizin par excellence. Sie kann bei Bedarf durch eine psychologische Beratung sowie eigenverantwortliche Selbsthilfemaßnahmen zur bewussten Selbsterfahrung, Entspannung, Stressreduktion und Kreativitätssteigerung ergänzt werden.
Da psychische Stressfaktoren über die Störung diverser körperlicher autonomer Regulationssysteme in jeder beliebigen Körperstruktur Beschwerden auslösen können, kann es zu einer unendlich großen Anzahl von pathologischen Laborwerten, Symptomen, Syndromen und „Krankheiten“ im Sinne von medizinischen Diagnosebegriffen führen.
Mehr dazu im nachfolgenden Artikel Symptome, Ursachen funktioneller, psychosomatischer Störungen
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