Vorbeugung und Hilfe zur Selbsthilfe: Was tun, was hilft bei Heuschnupfen?
Geben Sie dem Pollen und dem verwirrten, überreizten Abwehrsystem Ihres Körpers keine Schuld für Ihre Beschwerden! Beides sind nur auslösende Faktoren der Pollenallergie.
Fallen Sie nicht auf Presse-Titel herein wie etwa „Aggressive Haselpollen attackieren Allergiker“, „Invasion der Birkenpollen hat begonnen“ oder ähnliches. Lassen Sie sich nicht mit Angst impfen! Der Pollen ist weder aggressiv noch bedrängt oder attackiert er jemanden und er kann nichts dafür, dass er da ist. Ohne Pollen gäbe es viele Pflanzen nicht mehr!
Das nachhaltige Ziel aller Selbsthilfe-Maßnahmen sollte sein, den immer wieder auftauchenden Heuschnupfen allgemein und umfassend durch Aktivierung und Stärkung Ihrer irritierten bzw. geschwächten Eigenregulationsfähigkeit anzugehen. Im 1. Teil des Artikels „Was ist Heuschnupfen / allergischer Schnupfen?“ sind unter der Überschrift „Erklärungsversuche der Hintergründe“ einige durch Sie beeinflussbare Stellschrauben genannt. Dazu gehört auf der Ebene der Ernährung, dem Organismus durch förderliche, nicht-schädigende Lebensmittel ausreichend Vitalstoffe zur Verfügung zu stellen. Welchen unförderlichen, zu stark irritierenden, reizenden körperlichen, emotionalen und mentalen Einflüssen setzten Sie sich aus? So könnten Sie auch Ihren Lebensstil, Ihre eingespurten Gewohnheiten, Ihre Süchte, Ihre (automatisierten) Reaktionen auf Aggression, Stress und Belastung sowie den Umgang mit (negativen) Gefühlen und Gedanken hinterfragen, erkunden und erforschen. Das Stichwort hierzu ist Achtsamkeit und liebevolle Selbstfürsorge.
So kann sich mit der Zeit Ihre Neigung zu überempfindlichen, überschießenden, allergischen Reaktionen und Intoleranzen abschwächen. Die Kraft zur autonomen Selbstregulation, die Ordnung und das „Feintuning“ im Abwehrsystem können sich bessern, was letztlich auch dem selbstförderlichen Umgang mit anderen Stressoren und Reizfaktoren zu Gute kommt.
Was können Sie nun konkret selbst tun?
Hier einige einfache, praktische Tipps zur Reduzierung Ihrer Heuschnupfen-Beschwerden, die Sie ergänzend zu einer Therapie je nach Bedarf ausprobieren und anwenden können. Selbst wenn Sie keine unmittelbare Wirkung wahrnehmen, so können sie doch auf Dauer die erhöhte Reizlage des Organismus reduzieren helfen.
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- Vermeidung bekannter allergieauslösender Stoffe, so gut es eben geht.
- Pollenflugkalender können Ihnen eine grobe Auskunft über Haupt- und Nebensaison der Blütephasen von Pflanzen geben, wobei klimatische Schwankungen natürlich unberücksichtigt bleiben:
- Besser sind tägliche Pollenflugvorhersagen in öffentlichen Medien. Kostenpflichtige Telefonansagedienste gibt es für die einzelnen Bundesländer. Internetnutzer schauen kosten- und werbungsfrei…
- beim Deutschen Wetterdienst (DWD) unter https://www.dwd.de/pollenflug
- oder unter http://www.mingaweda.de/pollen/index.php (verwenden ebenso Daten des DWD, hier jedoch etwas besserer Überblick)
- Vermeiden Sie mit Feinstaub belastete Luft (z.B. → stark befahrene Straßen, Nähe zu Flughäfen oder Rangierbahnhöfen, Kaminrauch / Holzheizungen, Zigarettenrauch, Räucherstäbchen, Kerzen, Öllampen, Feuerwerk, Kopierer / Laserdrucker, Nähe zu Betrieben mit intensiver Tierhaltung…) sowie Schwimmen in gechlortem Wasser. All dies kann eine bereits vorgeschädigte Schleimhaut zusätzlich reizen.
- Vermeiden Sie dringend Tabakrauch! Tabak ist eine bedeutende Histaminquelle. Gerade bei allergischen Atemwegsproblemen kann dieser zusätzliche Reiz zur Chronifizierung beitragen. Nutzen Sie Ihre Krankheit als Chance auf eine Befreiung von der Nikotinsucht, falls Sie rauchen.
- Regelmäßig feucht Bodenwischen, feucht Staubwischen auf Möbeln, Böden und Teppiche regelmäßig absaugen (mit Hepa-Feinstaubfilter oder mit einem Wasser-Staubsauger). Falls Sie starken Heuschnupfen haben, lassen Sie diese Arbeit lieber jemand anderen machen!
- Während der Pollenflugzeit regelmäßig Kleidung waschen und nicht im Freien trocknen!
- Vor allem das Schlafzimmer möglichst pollenfrei und staubfrei halten: Beziehen Sie Ihr Bett regelmäßig neu, nichts im Zimmer ausschütteln, Kleidung außerhalb ablegen. Keine Staubfänger bzw. Pollenfänger im Raum wie raue Tapeten, Vorhänge, Baldachine, Trockenblumen oder sonstigen Krimskrams.
- Haare waschen vor dem Schlafengehen oder gut ausbürsten.
- Verwenden Sie an bestimmten Fenstern, die Sie gerne offenlassen möchten, Pollenschutz-Gewebe / -Gitter.
- Kräftig lüften nur bei windarmem, feuchtem bzw. regnerischem Wetter oder kurz nach einem Regenguss. Vorsicht beim Gebrauch von Ventilatoren: Die wirbeln Staub sowie Pollen im Raum auf und halten diese in Zirkulation!
- Auf dem Lande: Fenster schließen während der Haupt-Pollenflugzeit, v.a. in der späten Nacht bzw. am frühen Morgen zwischen 4 und 7 Uhr (größte Pollendichte in der Luft in ländlichen Gegenden). Durchlüften abends zwischen 20 und 1 Uhr (geringste Pollendichte).
- In der Stadt: Fenster geschlossen halten zwischen 17 und 24 Uhr (größte Pollendichte in der Stadtluft). Durchlüften frühmorgens zwischen 5 und 8 Uhr (geringste Pollendichte).
- Verwenden Sie – v.a. wiederum im Schlafraum – möglichst natürliche Materialien für Ihre Einrichtung. Vermeiden Sie dabei harzreiche Hölzer, Lacke, achten Sie bei ölhaltigen Lasuren oder Holzölen auf mögliche Allergien auslösende Inhaltsstoffe. Verwenden Sie baubiologische, schadstoffgeprüfte und volldeklarierte Produkte.
- Urlaube / Kuraufenthalte so planen, dass sie in die Haupt-Pollenflugzeit zuhause fallen, während Sie sich in einem Gebiet mit geringer Pollenbelastung erholen: Z.B. am Meer, bei einer Schiffsreise, auf einer kleinen Insel oder in der Hochgebirgsluft ab mindestens 1800 Höhenmetern (oberhalb der Baumgrenze).
- Die Unfallgefahr beim Autofahren steigt: Vor allem plötzliche Niesattacken, aber auch die latente Müdigkeit und verringerte Konzentration schränken das Fahrvermögen ein.
- Beim Autofahren Fenster geschlossen halten und einen Pollenschutzfilter in die Lüftung integrieren. Auf regelmäßigen Austausch achten!
- Entspannen Sie sich, relaxen Sie öfters, pflegen Sie auch das „Nichts-Tun“, reduzieren Sie Stress! Körperlicher wie emotional-mentaler Dauerstress fördert das Durcheinander im Abwehrsystem und kann so die Symptome des Heuschnupfens verstärken oder auslösen. Schaffen Sie genug Freiräume, in denen Sie nur das machen, was Ihnen Freude bereitet: Malen, Singen, Lesen oder Basteln Sie. Üben Sie – ohne Leistungsanspruch!!! – beispielsweise Jonglieren, Yoga, Tai Chi, QiGong, Meditation oder Lachyoga oder was immer Sie zu mehr innerer Durchlässigkeit, Ruhe, Frieden und Ausgeglichenheit bringt. Kultivieren Sie Achtsamkeit und liebevolle Selbstfürsorge!
- Sorgen Sie für ein zu Ihrem Typ passendes Maß an Dehnung, Bewegung und Fitness, was die Durchblutung der Schleimhäute verbessert und die Resistenz gegen Fremdkörper steigert. Fordern Sie mit moderatem Ausdauertraining Ihren Kreislauf ein wenig, aber übertreiben Sie es nicht (v.a. während der Hauptzeit „Ihrer“ Pollen, bei Wärme und Wind). Erfreuen Sie sich an der Bewegung, vermeiden Sie unbedingt Leistungsdruck!
- Gute Sport- / Bewegungszeiten → Stadt: Leichter Frühsport wegen geringster Pollendichte zwischen 5 und 8 Uhr. Land: Leichter Abendsport wegen geringster Pollendichte zwischen 20 und 1 Uhr.
- Regelmäßige Sanarium- oder Saunabesuche sorgen ebenfalls für ein gutes „Kreislauf-, Gefäß- und Schleimhauttraining“, stärken die Elastizität im Gefäßsystem und steigern bekanntermaßen die allgemeine Abwehrkraft.
- Reduzieren Sie (v.a. in der Heuschnupfenzeit) histaminhaltige Lebensmittel! Essen Sie möglichst viel frisch zubereitete Lebensmittel, keine Fertiggerichte bzw. stark verarbeitete oder konservierte / eingelegte Nahrungsmittel (Konserven)!
- Meiden Sie bestimmte entzündungs- und schmerzunterdrückende Medikamente bzw. deren Wirkstoffe wie ASS (Acetylsalicylsäure), Diclofenac, Indometacin und Mefenaminsäure. Diese verstärken die bei Allergien typische Histaminfreisetzung!
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